Mittwoch, 20. Januar 2016

Das Selbstzeugnis der Schrift als epistemologische Voraussetzung evangelikaler Bibelwissenschaft

Die evangelikale Bibelwissenschaft wird leider zu oft mit falschen epistemologischen
Vorraussetzungen betrieben. Manchmal scheint es fast so, als ob Bibelwissenschaft und Apologetik im Schaffen des evangelikalen Theologen verschwimmen. Dabei beobachte ich immer wieder eine gewisse Hingabe an die Idee, dass wir die Glaubwürdigkeit der Schrift erst durch Methodik aufrichten müssen, bevor wir auf ihrer Basis arbeiten können. Diese rationalisierte Methode hat einige Gemeinsamkeiten mit dem historischen Sozianismus und entfernt sich zusehends vom augustinischen Erbe der Reformation. Doch gibt es eine Alternative? Wie können wir als evangelikale Bibelwissenschaftler redlich auf der Grundlage unseres Bekenntnisses zur Glaubwürdigkeit der Schrift arbeiten ohne diese erst "beweisen" zu müssen?

Es erscheint mir hilfreich, an dieser Stelle auf das Konzept der "Autopistia", das sog. Selbstzeugnis der Schrift, hinzuweisen. Das Dogma der Autopistia erscheint schon in Calvins Institutio und ist ein wichtiges Element des reformierten Schriftdogmas. Herman Bavinck notiert dazu: 

"Scripture brings with it its own authority; it is self-based and self-attested as trustworthy....Scripture is recognized by its own truth.
(RD 1:538) 

Die göttliche Authentizität der Schrift wird durch das testimonium des Heiligen Geistes im Gläubigen bezeugt. Dabei wird kein neuer Inhalt vermittelt, sondern die Glaubwürdigkeit der Schrift als grundlegendes Prinzip der Theologie durch das Wirken des Geistes aufgerichtet (vgl. Ps 119,105;19,10; Joh 10,3; 10,14; 3,3-5; 2 Kor 3,14-18; 4,3-6; 1 Thess 1,5; 2,13). Bavinck zeigt überzeugend auf, dass jede Wissenschaft auf der Grundlage von Axiomen bzw. Prinzipien arbeitet. Somit ist jedes Wissen von Prinzipien abhängig und wird folglich "durch Glauben zum Glauben" erlangt. 

Thomas McCall verbindet das Dogma vom Selbstzeugnis der Heiligen Schrift mit einem erkenntnistheoretisch moderatem Fundamentalismus. Nach McCall (welcher hier auf das Werk Alvin Plantingas zurückgreift) ist der Glaube an die Glaubwürdigkeit der Schrift auf Grundlage der Autopisita ein "properly basic belief" (etwa "angemessen grundlegende Annahme"). Im Hintergrund liegt dabei die epistemologische Annahme, dass wir in schöpfungstheologischer Perspektive zum Denken geschaffen sind. Viel mehr noch: Wir sind daraufhin angelegt, durch das testimonium des Geistes von der Glaubwürdigkeit der Schrift auszugehen. Die Annahme dieser Glaubwürdigkeit ist also "properly basic". McCall begründet diese Annahme als "properly basic", weil sie folgendermaßen produziert ist:

"...by our cognitive faculties working according to their design plan (the sensus divinitatis, before the fall, or the 'internal instigation of the Holy Spirit,' in the postlapsarian state)."

(vgl. McCall, Thomas H., "Religious Epistemology, Theological Interpretation of Scripture, and Critical Biblical Scholarship: A Theologian's Reflections," in Do Historical Matters Matter to Faith?, ed. James K. Hoffmeier and Dennis R. Magary (Wheaton: Crossway, 2012), 38; 43)

Nun könnte noch der Einwand entgegengebracht werden, dass die Glaubwürdigkeit der Schrift sich nur auf die "geistliche Wahrheit", jedoch nicht auf historische Realitäten (welche ja auch Objekt der Bibelwissenschaft sein können) bezieht. Das Problem dieser Annahme ist aber der historische Charakter ebender Offenbarung, welche das Testimonium bezeugt. Die Trennung von Ideen und Fakten ist platonisch, jedoch nicht biblisch begründbar. Die Botschaft der Errettung im Evangelium ist an historische Gegebenheiten gebunden und von diesen in gewissem Maße abhängig. Autopistia kann sich somit nicht ausschließlich auf geistliche Wahrheiten beziehen, sondern muss auch auf die Geschichte angewendet werden.

Was bedeutet das nun für den evangelikalen Bibelwissenschaftler? Ein Beispiel soll helfen: Die enge Verbindung zwischen erstem und zweitem Exodus macht die historische Glaubwürdigkeit des Auszugs aus Ägypten zu einem "properly basic belief", welcher nicht erst durch historische Methodik aufgerichtet werden muss. Gleichzeitig ist diese Annahme ein Fundament der eigenen Epistemologie, weshalb sie durch kritische Untersuchung auch nicht erschüttert werden kann. 


Die evangelikale Bibelwissenschaft braucht die Schrift nicht zu "beweisen". Der Geist selbst gibt Zeugnis von ihrer göttlichen Autorität. 

15 Kommentare:

  1. Interessant. Ihr immer mit eurem Bavinck :) Aber ich bin nicht überzeugt. Wobei ich mich freue, dass sich Leute über die epistemologischen Hintergründe Gedanken machen; ich denke, dass du den Nagel auf den Kopf triffst, dass das eine der wichtigsten Schwachstellen vieler evangelikaler Theologie ist. Nur: Dieses Selbstzeugnis scheint mir sehr subjektiv werden zu können. Zuerst können dann die Ränder des Untersuchungsobjekts ("Kanon") unscharf werden (Jakobusbrief bei Luther. Judasbrief wegen der apokryphen Zitate usw.). Zweiten kann dann, wenn dieser Schritt erstmal gemacht ist, auch die Frage nach einem Kanon im Kanon entstehen (vgl. dazu Derek Rishmawys Gedanken auf seinem Blog zu "Progressive Evangelicals").
    Ich bin nicht recht sicher, wie man diese subjektive Note aus diesem Schriftverständnis heraushalten will, wenn man nicht auf Tradition als autoritative Komponente zurückgreifen will. Bei Plantinga (ich habe McCall noch nicht gelesen) funktioniert das Prinzip von "properly basic" ja nicht im theologischen Rahmen einer angenommenen Zielführung der Schöpfung hin - wie bei McCall - sondern in Abgrenzung zum Solipsismus. Also: Weil wir von der Existenz anderer vernunftbegabter Wesen ausgehen können, ist auch der Glaube an Gott nicht irrational. Wenn aber Gott existiert, ist es nicht irrational, ihm Kommunikation zuzuschreiben - die dann Zeugnischarakter hat und dem christl. Glauben Glaubwürdigkeit gibt. Plantinga ist sicher aber, wenn ich das noch richtig sehe, auch bewusst, dass dieser Gedankengang sich durchaus auf andere Glaubenssysteme übertragen ließe.
    In deinem Falle: Wieso kann ich dann den Koran nicht auch als "Glaubwürdig" betrachten? Er behauptet das selbe von sich wie die Bibel, gleichzeitig gibt es Menschen zu genüge, die von einem inneren Zeugnis sprechen können, wenn auch nicht mit dem Terminus "Heiliger Geist"?
    Üb. weiß ich, dass die Göttlichkeit des Korans inner-islamisch anders begründet wird - ich frage also als Denker, der mit Multireligiösität konfrontiert ist, und deinem Gedanken weiter folgen will :)

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    1. Marcus, du bist mein aufmerksamster Leser und größter (sowie konstruktivster) Kritiker! Danke für deinen Kommentar. Ich denke nicht, dass die Subjektivität eine Schwäche darstellt. Ganz im Gegenteil. Die Postmoderne hat uns offensichtlich die Problematik eines allgemeinen Zugangs zum Objekt aufgezeigt. Das Testimonium beantwortet die Frage wie das Objekt zum Subjekt kommt. Der Prozess des Erkenntnisgewinns beginnt nun mal beim Subjekt und endet dort, auch wenn die Erkenntnis aus dem Objekt kommt. Gleichzeitig halte ich es für sehr schwierig die "göttliche Autorität" der Schrift objektiv aufzuzeigen. Wie soll das gehen? Natürlich kann man es so darstellen, dass es nicht irrational ist auf dieser Basis zu arbeiten. Aber kann es objektiv aufgezeigt werden? Oder verlangt nicht das Objekt selbst einen subjektiven Zugang? Natürlich hast du Recht, dass man in gewisse Schwierigkeiten mit den Kanonsgrenzen kommt. Ich denke jedoch nicht, dass das die Autopistia als epistemologische Grundlage im Ganzen umwirft.

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    2. Ha! Das ist brillant :) "Wie das Objekt zum Subjekt kommt". Lese ja gerade Kant, da ist das mindestens ebenso hilfreich, seine Gedanken zu verstehen.

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  2. Emmanuel Rehfeld20. Januar 2016 um 14:20

    Danke, Mario!
    Genau so versuche ich zu arbeiten: auf der Basis der Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift, welche extern bezeugt wird und nicht erst durch mein Beweisen-Können zustande kommt.
    Was die Externität des testimonium Spiritus und die Frage nach der sog. "Subjektivität" angeht, darf m.E. niemals übersehen werden, dass es ja der GEIST GOTTES ist, der die Glaubwürdigkeit der Schrift bezeugt (das ist demselben Zeugnis zufolge in anderen "Heiligen Schriften" o.ä. eben gerade nicht der Fall, insoweit sie die Wirklichkeit des biblisch bezeugten trinitarischen Gottes leugnen). Machen wir damit vollen Ernst, dass es der Geist GOTTES ist, der die Glaubwürdigkeit der Schrift bezeugt, ist von einer "nur subjektiven Note dieses Schriftverständnisses" nicht zu sprechen - denn gibt es "etwas Objektiveres" als Gott selbst? Insofern die Pneumatologie Teil der Gotteslehre ist, kann sie nicht auf der Seite "bloßer Subjektivität" verortet werden, so sehr der Geist Gottes in dem Sinne "subjektiv" oder "individuell" an uns handelt, als er uns inwendig wird (daher auch testimonium Spiritus INTERNUM). Dass wir unsererseits (!) das alles natürlich nicht intersubjektiv einsichtig "beweisen" können (!), nimmt Ernst, dass Gott Gott ist und wir als Geschöpfe (auch als Theologen) bleibend auf ihn bzw. seinen Geist angewiesen sind. Mehr als Nach-Denken und Ver-Kündigen ist uns schlicht nicht möglich (Gott ist und bleibt unser "Vordenker", und es ist und bleibt SEIN Wort, das trifft, ubi et quando visum est Deo). Wir haben weder Gott noch "unseren" Glauben in der eigenen Hand.
    N.B.: Einzig bei Begriff und Sache des "Historischen" sehe ich noch Diskussionsbedarf. Das hängt aber damit zusammen, wie man "historisch" definiert... ;-)

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    1. Danke Emmanuel, wir sind uns offensichtlich sehr einig. Wobei mich interessier wie du den Geschichtsbegriff füllst?

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  3. Michael Münzmaier20. Januar 2016 um 17:32

    Interessante Gedanken Jungs, die ihr euch da macht :-). Habe die letzten Wochen auch nochmal neu angefangen über Inspiration nachzudenken.
    Mir kamen beim Lesen von deinem Post Mario, direkt die gleichen Einwände wie Marcus. Habe in kürze hier in Friedberg ein Treffen mit einem Moslem und bin gespannt womit er begründet, dass er dem Koran vertrauen gibt.
    Ich fande den Ansatz von Baum wie wir ihn in NT Forschung hatten ganz gut. Der setzt bei Jesus an. Wir werden von Jesus und dem Glauben an ihn erfasst und dann beginnen wir an ihn zu glauben und ihm zu vertrauen.
    Diese Begegnung geht zum einen existenziell (der Weg, den die meisten Christen gehen). Aber auch durch historische - kritische Forschung (ohne das die Inspitation des NT vorausgesetzt wird) wird bestätigt, dass Jesus gelebt hat, gestorben und begraben wurde.
    Dass das Grab leer war und die Jünger glaubten, dass ihnen der auferstandene Jesus erschienen ist und die Jesus-Bewegung dadurch begann. Das sind historische Fakten, die völlig ohne Inspirationslehre gesichert sind.
    Wenn dann jemand zur Überzeugung gelangt, dass er tatsächlich auferstanden sein muss (was immer noch persönliche Interpretationssache ist und sehr von der Voraussetzung abhängt, ob man Wunder für möglich hält), kann ich mich mit Vertrauen den Evangelien nähern. Und dann schauen wie Jesus mit der Bibel (AT) umgegangen ist.

    Eine subjektive Komponente bleibt immer noch insofern bestehen, dass es Interpretationssache ist, was genau mit Jesus passiert ist. Aber ich kann mich dem zumindest historisch annähern.
    Das ist z.B. auch eines meiner Hauptargumente an die Moslems: historisch gibt es eigentlich keinen Forscher im Bereich der wissenschaftlichen Leben Jesu Forschung, der nicht der Meinung ist, dass Jesus gestorben ist.

    Was denkt ihr zu diesem Ansatz?

    Kennt ihr einen Artikel, in dem die Hauptthesen von Plantinga verständlich dargelegt werden? Finde seine Thesen sehr spannend aber habe gerade (noch) nicht die Zeit sein ganzes Buch (warranted...) zu lesen.

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    1. Michi, danke für deinen Kommentar. Ich bin leider nicht wirklich mit Baums Aussagen im NT-Forschungsseminar vertraut, da ich dieses ja nie selbst belegt habe. Wenn er aber mit dem Glauben an Christus beginnt, dann ist das gar nicht so weit weg von meinem Ansatz. Vielleicht sollte ich das Ganze in einem weiteren Post noch mal in einen breiteren Rahmen setzen. Soviel zunächst: Ich glaube nicht, dass die historische oder apologetische Arbeit hinfällig wird. Jedoch will ich weg von dem Diktum, dass wir nicht mit der Glaubwürdigkeit der Schrift als epistemologischer Grundlage beginnen können. Es ging mir darum aufzuzeigen, dass wir beim Theologie betreiben nicht erst die Frage nach unserer Grundlage beantworten müssen. Die Schrift ist das Prinzip der Dogmatik und die christliche Bibelwissenschaft dient eben der Theologie. Wie sich das jetzt im Bereich der Subjekt-Objekt Dichotomie verhält, habe ich in meiner Antwort an Marcus oben ein wenig angerissen. Selbst wenn wir es historisch darlegen können, dass Jesus höchstwahrscheinlich von den Toten auferstanden ist, dann kann man im Bezug auf die Schriftfrage immer noch Marcionit sein. Und selbst wenn man die Autorität des AT anerkennt, kann man immer noch eine fragwürdige Trennung von Geistlichem und Faktischem an den Tag legen. Wie gesagt: es geht mir nicht darum, dass all das keinen Wert hat. Aber ich glaube es gibt eine bessere epistemologische Alternative für die Evangelikale Theologie. Deshalb ist dein historisches Argument gegenüber den Muslimen sehr hilfreich. Aber reicht das auch als Fundament für die christliche Theologie?

      Ich glaube, Plantanga hat ein recht kurzes Buch zu dem gleichen Thema verfasst: Knowledge and Christian Belief (http://www.amazon.com/Knowledge-Christian-Belief-Alvin-Plantinga/dp/0802872042/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1453311506&sr=8-1&keywords=alvin+plantinga);

      Grüße,
      Mario

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    2. "Es ging mir darum aufzuzeigen, dass wir beim Theologie betreiben nicht erst die Frage nach unserer Grundlage beantworten müssen." Ich kann den Reiz dieses Gedankens sehen, aber er scheint mir genau die Frage zusammen zu fassen, die ich mir gestellt habe, und mit der Subjektivität ausdrücken wollte. In den gängigen evangelikalen Definitionen dieser Überzeugung wird immer von der Irrtumslosigkeit der Autographen gesprochen. Mir scheint, dass dieser Gedanke vom inneren Zeugnis des Geistes dann aber nicht die epistemologische Frage an sich umschifft, sondern letztlich nur verschiebt, weil dann die Frage der Methodik geklärt werden muss. Wie also entschlüsseln wir den Sinn dieser glaubwürdigen Dokumente auf eine objektive Weise? Welcher Methodenkanon ist es? Der der Kirchenväter? Vierfacher Schriftsinn? Oder moderne, geisteswissenschaftliche Methoden? Oder doch mehr eine geistliche Lesart, die dann wieder sehr subjektiv wird?

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    3. Die interpretative und dogmatische Methode wird dadurch nicht geklärt. Das behaupte ich auch gar nicht.

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  4. Ich kann dir so weit folgen, dass wir aus theologischen Gründen erstmal grundsätzlich die Zuverlässigkeit der Schrift postulieren können. Aber ich kann erst deinem Beispiel am Ende sowie deinen Ausführungen in den Kommentaren entnehmen, dass du nicht davon ausgehst, dass sich die Zuverlässigkeit der Schrift ihrer Erforschung entzieht. Es geht dir nicht darum, ein gewisses (wie Marcus beschreibt, subjektives) Inspirationsverständnis als undiskutierbar und unhinterfragbar hinzustellen, sondern es geht dir grundsätzlicher darum, dass man aufgrund des Zeugnisses des Geistes mit der epistemologischen Grundannahme arbeiten kann, dass in der Bibel dargestellte Sachverhalte zutreffen. Ist das korrekt?

    Wenn das stimmt, dann kann ich das als Christ im Glauben bejahen, aber ich glaube nicht, dass das noch eine wissenschaftliche Arbeitsweise ist. Wissenschaftliche Arbeit muss falsifizierbar sein. Das betrifft auch unsere Denkvoraussetzungen. Auch wenn die natürlich zumindest in Teilen angenommen werden müssen (sonst wären sie nicht Denkvoraussetzungen, sondern ein vorgeschobener Teil der Beweiskette, scheint mir). Aber auch diese Annahmen dürfen nicht völlig subjektiv sein, sondern sollten vernünftige Interpretationen der Wirklichkeit sein. (Mir drängt sich hier sonst die realitätsschaffende Hermeneutik der Gender-Forschung als sehr unangenehmer Vergleich auf. Der sprechen wir ja auch die Wissenschaftlichkeit ab.).

    Ich könnte stattdessen folgendermaßen argumentieren:
    - Als bekenntnisgebundener Exeget gehe ich von der grundsätzlichen Zuverlässigkeit der Schrift aus, muss sie also nicht beweisen.
    - Zu diesem Bekenntnis komme ich aus X Gründen. Das Zeugnis des Geistes gehört dazu, darf das Bekenntnis aber nicht alleine tragen.
    - Meine Exegese muss mein Bekenntnis informieren und gegebenenfalls korrigieren dürfen.

    Daher komme ich vorläufig zu dem folgenden Schluss: Lassen wir diesen Kreislauf der Erkenntnisfindung nicht zu, haben wir dem Islam oder der Gender-Ideologie nichts voraus. Für unsere Apologetik, aber auch für große Teile unserer Exegese wäre das fatal.

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    1. Ich will damit natürlich keine Aussage dazu machen, ob das Zeugnis des Geistes real ist. Aber als Argument für sich ist es zu vage und so subjektiv, dass es missbraucht werden könnte, um alles Mögliche bishin zu meiner gesamten Bibelauslegung unhinterfragbar zu machen. Damit ist es als einzige Grundlage meiner Hermeneutik ungeeignet.

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    2. Das Zeugnis des Geistes vermittelt keine Inhalte, es bezeugt die Glaubwürdigkeit der Schrift. Auslegung bildet einen zweiten Schritt.

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  5. Ich hätte nicht gedacht, dass das so kontrovers wird. Aber gute Diskussionen, danke Ben! Ich schätze, dass ich mich in meinem Artikel nicht sauber genug ausgedrückt habe. Es geht mir um eine Frage klassischer theologischer Prolegomena: Wie kann ich überhaupt etwas über Gott wissen? Also eine Frage des Erkenntnisgewinns. Die Anfrage, die ich an deinen alternativen Vorschlag "Zu diesem Bekenntnis komme ich aus X Gründen. Das Zeugnis des Geistes gehört dazu, darf das Bekenntnis aber nicht alleine tragen" stellen würde, betrifft die darunter liegende erkenntnistheoretische Grundlage. Warum muss die Glaubwürdigkeit der Schrift auch auf der Säule wissenschaftlicher Arbeit ruhen? Das resultiert meiner Meinung nach in einer Verschiebung des Prinzips der Theologie. Zur Schrift tritt eine weitere Instanz. Wenn ich mich nicht gänzlich täusche, dann gründet solches Denken in einem erkenntnistheoretischen Fundamentalismus. Dann gibt es noch fundamentalere Wahrheiten, als die Schrift, von der wir den Prozess des Theologiebetreibens beginnen. Somit wird die Schrift nie tatsächliches Prinzip der Theologie. Gleichzeitig halte ich diesen Ansatz nicht für völlig subjektiv. Das Testimonium des Geistes schlägt ja gerade die Brücke zwischen dem Objekt und dem Subjekt. Was wir dem Islam und der Gender-Ideologie dann voraus haben, ist eine tatsächliche Basis für Wissenschaft. Gott, der Geist selbst verifiziert die Glaubwürdigkeit der Schrift als Grundlage der Theologie im Gläubigen. Schlussendlich beginnt ja jede Wissenschaft mit ihrem "Principium", ihren Axiomen, und lebt daher "durch Glauben". Da geht keine Wissenschaftlichkeit verloren.

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    1. Mit deiner Kritik am Primat der Wissenschaft hättest du recht. Aber es geht mir nicht um Wissenschaftlichkeit als Wert an sich, sondern es geht mir um eine saubere Arbeitsweise. Ich kann mit jeder beliebigen Ideologie als Grundlage zwar gewissermaßen objektiv argumentieren, aber nicht gewährleisten, dass die Ergebnisse der Realität entsprechen (siehe islamische Theologie und Gender). Vor allem kann ich Dritten gegenüber nicht plausibel machen, wieso ich Recht haben sollte.

      Deinen Gegenentwurf verstehe ich leider nicht ganz. "Das Testimonium des Geistes schlägt ja gerade die Brücke zwischen dem Objekt und dem Subjekt." Hä?

      "Gott, der Geist selbst verifiziert die Glaubwürdigkeit der Schrift als Grundlage der Theologie im Gläubigen." Das heißt, ich kann nur zu meiner hermeneutischen Bekenntnisgrundlage kommen, weil der Geist mich hat erkennen lassen, dass die Schrift zuverlässig ist und daher die Grundlage meines Bekenntnisses bilden sollte?

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    2. Ben,
      ich habe beschlossen demnächst ein follow-up zu diesem Post zu verfassen und hoffe damit deine Fragen einigermaßen zufriedenstellend zu beantworten. Das Problem mit dem Subjektivismus kann ich verstehen, halte es aber nicht für zu dramatisch. Mehr dazu dann im Nachfolger zu diesem Beitrag.

      Mario

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