Sonntag, 13. November 2011

Gott wer bist du? Ein biblisches Gottesbild bekommen!

1. Was können wir eigentlich von Gott wissen?

Der Mensch kann das Wesen Gottes nicht einfach erkennen:

Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR. Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und   meine Gedanken als eure Gedanken. Jesaja 55,8-9

Das Wesen Gottes ist verborgen, denn Gott hat sich dazu entschieden im „Dunkeln“ zu wohnen
(1. Könige 8,12; Jesaja 45,15) und ist uns daher nicht unmittelbar zugänglich. Auch Luther hat dies schon erkannt und unterschied in seinen Schriften zwischen dem „Deus revelatus“ d.h. der „offenbarte Gott“ und dem „Deus absconditus“ d.h. der „verborgene Gott“.
Doch was bedeutet das? Offensichtlich benötigen wir Menschen eine Offenbarung Gottes, damit wir Teile seines Wesens erkennen können (Lk 10,22;). Der Begriff Offenbarung meint so etwas wie „Etwas bekannt machen was vorher unbekannt war“. In unserem speziellen Fall geht es darum dass Gott uns Wissen über sich selbst mitteilt.1
Nur wenn Gott sich dazu entscheidet sich selbst zu offenbaren, dann können wir etwas von ihm wissen bzw. ihn und sein Wesen erkennen. Was Gott von sich nicht offenbaren möchte bleibt im Dunkeln und ist somit „Deus absconditus“. Der „Empfänger“ des Menschen ist seit dem Sündenfall gestört - Gott muss ihn erneuern, damit wir etwas von ihm empfangen können.

Innerhalb unserer Welt sehen wir uns allerdings ständig mit Gotteserfahrungen bzw. spirituellen Erfahrungen anderer Menschen konfrontiert. Außerdem ist die Idee des Übernatürlichen und Göttlichen so alt wie die Menschheit selbst. Wie jedoch kann das Geschehen? Hat jeder Mensch eine eigene Offenbarung von Gott erhalten? Innerhalb der christlichen Theologie unterscheidet man zwischen der „Allgemeinen Offenbarung“ und der „Speziellen Offenbarung“.

Zur allgemeinen Offenbarung Römer 1,18-21:

Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und     Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen geoffenbart. Denn sein unsichtbares [Wesen], sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien; weil sie Gott kannten, ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde.
Aus der Schöpfung ist zwar erkennbar, dass Gott existiert und uns ein Gesetz gegeben hat, auf das er uns durch unser Gewissen hinweist, jedoch ist das Erlösungswerk Gottes, seine Gedanken und sein Wille nicht einfach durch die Natur zu erkennen. Hierzu bedarf es der speziellen Offenbarung - Also Gottes Wort zu Menschen in der Geschichte, welches sich in der Schrift und in Christus niedergeschlagen hat (1 Kor 1,21; 1 Kor 2,14).

Fazit: Wenn wir über Gott reden wollen, dann sind wir vollkommen davon abhängig, dass Gott zuerst über sich selbst redet. 

2. Trinitätslehre: 1+1+1=3, oder?!

Der Begriff Trinität kommt in der Bibel nicht vor.

Dennoch glauben wir daran - Warum?!
Auch wenn das Wort Dreieinigkeit als solches nicht in der Bibel vorkommt, so ist das Konzept der Dreieinigkeit sehr deutlich vorhanden. Das Christentum musste sich in den letzten 2000 Jahren immer wieder den Vorwurf des Polytheismus anhören, welcher in jüngster Zeit sogar aus pseudochristlichen Reihen hervorgeht. Doch ist das wirklich der Fall?
Die Schrift sagt klar: Gott ist einer (Gen 6,4)! Die Aussage über die Einheit und Einzigartigkeit Gottes durchzieht die gesamte Bibel - Gott ist einer, er ist der alleinige Herrscher und es gibt keine Götter neben ihm (Ex 20,3; 1 Kor 8,4-6).
Wenn wir glauben, dass das biblische Zeugnis wahr ist, dann müssen wir es allerdings auch in seiner Gesamtheit annehmen. Das heißt wir müssen die Stellen ernst nehmen, die davon sprechen, dass es außer Gott (dem Vater) auch noch Gott den Sohn und Gott den Heiligen Geist gibt.

Gott der Sohn:
Als Christen glauben wir, dass Jesus Christus vollkommen Gott ist (aber auch vollkommen Mensch). Die Bibel zeigt dafür unglaublich viele Belege auf:
Psalm 110,1 (parallel dazu Mt 22,41-46): Zwei Herren im Himmel
Psalm 2,7: Jesus ist Gottes Sohn (Sohn meint im alten vorderen Orient soviel wie „Wesensgleich“)
Jesus ist mit Gott im Wesen identisch (Phil 2,6- 11;vgl. Joh 10,30; 14,9; 17,5.24). Er besitzt die Eigenschaften Gottes wie Ewigkeit (Hebr 13,8; Mi 5,1), Liebe (Joh 15,9), Heiligkeit (1. Petr 1,15), Licht (Joh 8,12), Allgegenwart (Eph. 4,10; Mt 28,20), Allwissenheit (Joh 1,47ff.; 2,24f.; 21,17) und Allmacht (Mt 8,26).
Paulus und Petrus sprechen von „unserem Gott und Retter Jesus Christus (Tit 2,13; 2. Petr 1,1), während Petrus auch von „unserem Herrn und Retter Jesus Christus“ spricht (2. Petr 1,11).2
Im Neuen Testament wird Jesus als „Retter“ bezeichnet. Dieser Titel war im Judentum und im AT ausschließlich für Gott selbst reserviert.
Jesus wird im Neuen Testament immer wieder mit dem griechischen Wort „Kyrios“ betitelt. In der Septuaginta, einer rein jüdischen Übersetzung des AT von Hebräisch auf Griechisch, welche aus dem 2 Jh.v.Chr. stammt, wird JHWH, der Eigenname Gottes, ebenfalls immer mit Kyrios übersetzt. Im Judentum des ersten Jahrhunderts war die Septuaginta die gelesene Bibel, da Griechisch die Lingua Franca des Mittelmeerraumes war. Eine Jesus den „Kyrios“ zu nennen ist für die biblischen Autoren das Gleiche, wie ihn JHWH zu nennen.

Gott der Vater:
Die Person Gottes, welche Jesus als den Vater bezeichnet ist auch der Vater im Himmel. Er ist der Geber aller guten Gaben und ist konstant und unwandelbar. Er ist der Schöpfer und Erhalter aller Dinge (Jak 1,17-18).
Dass Gott der Vater als „Vater“ bezeichnet wird bedeutet allerdings nicht, dass Gott ein Geschlecht hätte. Die Einteilung in Geschlechter ist eine notwendige Unterscheidung, welche nur innerhalb der Schöpfung gilt. Gott jedoch steht als Schöpfer außerhalb der Schöpfung und ist nicht an Kriterien gebunden, welche sich innerhalb der Schöpfung finden lassen.
Joh 6,27: Der Vater bestätigt den Sohn (Christus) vor den Menschen.
Joh 14,16-17: Der Vater sendet den heiligen Geist.

Gott der Heilige Geist:
Der Heilige Geist ist wie der Sohn vollkommen Gott und ebenbürtig zum Vater und zum Sohn. Er ist eine reale Person und unterschieden zum Vater und zum Sohn (Apg 5,3-4; 1 Kor 3,16 in vgl. zu 1 Kor 6,19).
Der Geist ist eine Person, die eigenständig agiert, denn der Geist:
sendet (Apg 10,20),
beruft (Apg 13,2),
wehrt (Apg 16,6f.),
erforscht (1Kor 2,10),
lehrt (Lk 12,12; Joh 14,26)
öffnet die Augen (Joh 16,8),
führt zur Ruhe (Jes 63,14),
treibt Menschen zur Niederschrift des göttlichen Wortes (2Petr 1,21),
bewirkt die Wiedergeburt (Joh 3,5; Tit 3,5),
nimmt sich unserer Schwachheit an (Röm 8,26),
teilt Gnadengaben aus (1Kor 12,11),
kann betrübt werden (Eph 4,30; Jes 63,10)

Was nun? Das gesamtbiblische Zeugnis lehrt uns, dass Gott zwar einer ist (Dtn 6,4), gleichzeitig aber Vater, Sohn und Heiliger Geist eigenständige Personen und vollkommen Gott sind. Dies führt uns zur Realität der Trinitätslehre. Wichtig ist es zu bedenken, dass unsere Worte und unsere Wirklichkeit niemals ausreichen, um Gottes Wirklichkeit gerecht wiederzugeben. Gott hat sich uns trinitarisch also dreieinig offenbart. Deshalb glauben wir an einen Dreieinigen Gott und müssen uns nicht wie z.B. die Zeugen Jehovas in logische Argumentationen verstricken, weil wir meinen unsere menschliche Logik über die Offenbarung Gottes stellen zu müssen.

Das Neue Testament bietet außerdem einige Stellen, in denen die besondere Beziehung und Ebenbürtigkeit von Vater, Sohn und Heiliger Geist dargestellt wird: Mt 28,19; 2 Kor 13,13;
1 Petrus 1,2; Eph 4,4-6; 1 Kor 12,4-6;

In der Geschichte der Christenheit wurde die Trinität oft falsch verstanden bzw. falsch gelehrt. Wir wollen noch kurz aufzeigen was die Trinität NICHT ist:
Gott offenbart sich nicht einfach auf drei verschieden Arten und handelt wie eine Person, die nur drei verschiedene Masken aufhat, sondern ist eine Gott, bestehend aus drei Personen. Diese Irrlehre wird als „Modalismus“ bezeichnet und begegnet uns immer wieder in Gemeinden und christlichen Kreisen.
Gott hat sich nicht erst mit der Inkarnation Jesu dreigeteilt, sondern besteht schon in Ewigkeit als „Trinität“ - Das Wesen Gottes ist daher trinitarisch.
Die drei Personen der Trinität sind nicht eigenständige Gottheiten, sondern drei verschieden Personen, die in einem Gott vereinigt sind - Diese Irrlehre bezeichnet man als „Tri-Theismus“.
Innerhalb der Trinität gibt es keine Hierarchie - Alle Drei Personen sind gleichwertig.
Alle Vergleiche und Illustrationen zu Trinität hinken bzw. sind hinfällig, da Gottes Wirklichkeit unsere Worte und unser Denken übersteigt.

Fazit: Gott ist drei in eins. Wenn wir also vom christlichen Gott sprechen, dann müssen wir immer vom dreieinigen Gott sprechen, welcher sich in Christus und der Schrift offenbart hat. Weder die eine Wahrheit. nämlich dass Gott einer ist, noch die andere, dass Gott drei ist, sollte überbetont werden, sondern sollten gleichwertig nebeneinander stehen. Der christliche Gott ist kein polytheistischer Gott, sondern ein Gott allein. Als Christen sind wir mit und gerade wegen der Trinitätslehre Monotheisten.

3. Gott allein ist Herr in Schöpfung, Offenbarung, Erlösung und Endgericht

Wir glauben, dass Gott der alleinige Herr und oberste Autorität im gesamten Kosmos ist. Er ist der souverän handelnde in der Schöpfung, welche er aus dem Nichts heraus schuf (creatio ex nihilo) (Hebr 11,3). Gott besteht von Ewigkeit zu Ewigkeit, die Schöpfung jedoch ist zeitlich und an Zeit gebunden. Gott hat bei der Schöpfung nichts benutzt, denn er war allein und es war nichts außer ihm, weshalb wir an eine Schöpfung aus dem Nichts heraus glauben. Gott ist der Urheber der Schöpfung, welche ihr Ziel und ihre Sinn ebenso in ihm finden (Kol 1,15-17).
Er ist die alleinige Autorität in allem was auf dieser Welt geschieht und bestimmt souverän die Weltgeschichte, ebenso wie er der alleinige Schöpfer und Retter (Jes 45,21) ist. Außerdem müssen alle Menschen vor ihm als Richter Rechenschaft ablegen (Joh 5,26-30).

Fazit: Was bringt uns das eigentlich?

Das Wesen Gottes zu kennen ist für uns Christen unglaublich wertvoll. Wir erkennen Gott als den an, der er ist und dürfen uns an seiner Größe und Allmacht freuen, da er unser Vater ist und wir seine Kinder sind. Die Frage nach Gott ist schlussendlich immer eine Frage nach uns selbst, da wir als Christen unsere Identität, unseren Sinn und unser Leben allein in Gott finden.

Als Christen gehen wir bei dem Thema Trinität außerdem oft in eine defensive Haltung. Gerade gegenüber Muslimen versuchen wir ein Gespräch über die Dreieinigkeit Gottes zu vermeiden, da diese uns Vielgötterei vorwerfen.
Die Trinität Gottes ist jedoch eine wunderbare Wahrheit. Gott existiert schon seit Ewigkeiten in Beziehung, da die Trinität ein Beziehung im Wesen Gottes selbst ermöglicht. Wenn Gott also sagt „Ich bin Liebe“, dann kann er das auch, denn Vater, Sohn und Geist leben schon ewig in einer perfekten Liebesbeziehung zueinander. Wenn Allah sagt „Ich bin Liebe“, dann steht er allein in der Wüste. Deshalb braucht Allah den Menschen um überhaupt Beziehungsattribute haben zu können. Der dreieinige Gott aber ist in sich perfekt und braucht niemanden, sonder. kann in Ewigkeit in Perfektion leben.
Dieser perfekte und dreieinige Gott ist unser Gott, der sich von allen anderen Götzen und Philosophien dieser Welt abhebt und dessen undurchdringbares Wesen für immer besteht und gilt.


„Denn wer ist Herr neben dem wahrhaftigen Herrn und wer Gott außer dir, unserem Gott? Höchster, Bester, Mächtigster Allmächtigster, Barmherzigster und doch Gerechtester, Verborgenster und doch Allgegenwärtiger, Schönster und Stärkster, feststehend und doch nicht zu fassen, unwandelbar und doch alles wandelnd, nie neu, nie alt, der du alles erneuerst, die Stolzen aber gibst du anheim der Vergänglichkeit, ohne daß sie es fassen; immer wirkend, immer ruhig, sammelnd und doch nie bedürfend, tragend, erfüllend und schützend, schaffend, ernährend und vollendend, suchend, da doch nichts dir ermangelt. Du liebst, doch ohne Leidenschaft, du eiferst, doch mit ruhiger Milde, deine Rede ist schmerzlos, du zürnst und bist doch ruhig, wandelbar sind deine Werke, unwandelbar dein Ratschluß, du nimmst auf, was du findest, und hast es doch niemals verloren, nie arm, freust du dich des Gewinns, nie habsüchtig, forderst du Zinsen. Es wird dir geliehen, auf daß du zum Schuldner werdest und doch, wer hat etwas, das nicht wäre dein Eigentum? Schulden zahlst du, die du nie schuldig bist; du erlässest uns unsere Schuld und verlierst trotzdem nichts. „
                - Aurelius Augustinus von Hippo -